Film-Datenbank

Kafka: Max (1/6) (im Kino, jetzt online)

- Kafka: Max -

Land: Deutschland/Österreich | Jahr: 2024 | ca. 42 Minuten | FSK: ab 12 Jahre

Regisseur: David Schalko. Drehbuch: Daniel Kehlmann, David Schalko. Mit Joel Basman als Franz Kafka, David Kross, Nicholas Ofczarek, Liv Lisa Fries, Lia von Blarer, Tamara Romera Ginés, Robert Stadlober, Verena Altenberger, Charly Hübner, Lars Eidinger, Katharina Thalbach, Marie-Lou Sellem, Christian Friedel, Michael Maertens, Jan Bülow, Laurence Rupp, Marie-Luise Stockinger, Robert Palfrader, Johannes Silberschneider, André Pohl, Thomas Maurer, Alexander Pschill, Gerhard Liebmann, Raimund Wallisch und Tobias Bamborschke.

Die Miniserie „Kafka“ setzt neue Maßstäbe. David Schalko und Daniel Kehlmann zeigen darin Realität und Fiktion in Franz Kafkas Leben.
Franz Kafka (Joel Basman).

Gleich zu Beginn heißt es durch den von Michael ­Maertens gesprochen Off-Erzähler nach Nennung einiger biografischer Eckpunkte im Leben Kafkas: „Nein, man muss anders anfangen.“ Die Schalko-Kehlmann-Inszenierung setzt schließlich im Jahr 1939 ein, Jahre nach dem Tod ihres Protagonisten. Max Brod, mit umarmend-warmherzigem Gestus verkörpert von David Kross, bringt die gesammelten Schriften seines Freundes Franz im Zug von Prag nach Polen vor den Nazis in Sicherheit. Obwohl Brod sich über den dezidierten Willen des Freundes hinwegsetzt – Kafka verfügte, dass seine Schriften zu vernichten seien –, markiert die Fernsehproduktion hier wie an vielen anderes Stellen der sechs Episoden einen Bruch mit dem vertrauten Bild des einsamen Solitärs, Literaturheiligen, Propheten und zeigt vielmehr einen integral ins soziale Band seiner Mitwelt eingebundenen Autor.

Teil 1 Max

Kafkas (Joel Basman) Freund Max Brod (David Kross) ist ein anerkannter Schriftsteller, voller Energie und Ideen, aber sein größtes Projekt ist es, Ruhm für seinen Freund Franz zu erlangen. Dies ist eine Art umgekehrte Amadeus-Konstellation: Mit aller Macht versucht Brod, seinem schwierigen Freund zu helfen, der seinem treuesten Förderer nie künstlerische Anerkennung oder Unterstützung zurückgibt. Brod ist ein manischer Womanizer, immer in mehrere Affären verwickelt. Er ist eine warmherzige Person und das Energie-und Kraftzentrum der Geschichte. Leider ist er kein guter Schriftsteller – eine Tatsache, die Kafka durchaus bewusst ist.

Im Sommer 1910, so ist Max Brods Aufzeichnungen zu entnehmen, unternahmen er und Kafka eine Partie mit dem Ruderboot auf der Moldau. Dabei sahen sie, wie sich ein Mann von einer Brücke ins Wasser zu Tode stürzte. Brod eilte zu Hilfe, Kafka hingegen verharrte reglos im Boot und beobachtete kühl und scheinbar teilnahmslos die Situation.

Kehlmann und Schalko machen daraus eine der vielen ungeheuer eindrücklichen Szenen ihrer Serie. "Anhand dieser Szene wird die Arbeitsweise Kafkas deutlich", so Schalko: "Denn er sagt zu Brod: Wir Schriftsteller haben die Aufgabe, uns solche Dinge sehr genau anzusehen. Unsere Augen sind wichtiger als unsere Hände."

Max Brod, ein sehr empathischer Mensch, war genau gegenteiliger Auffassung. Deshalb sprang er aus dem Boot und half sofort. "Aber für Kafka war eben der Blick auf das Schreckliche wichtig, und daher rührt auch seine Wahrhaftigkeit", erklärt Schalko: "Wenn Musil von seiner 'gewissenhaften Melancholie' schreibt, dann ist es gerade das Wort 'gewissenhaft', das auf Kafka zutrifft." Es ist eine für andere gerade in so einer Situation befremdlich wirkende vivisezierende Genauigkeit, eine Beobachtungsgier, die ein Handeln ausschließt.

Jetzt Mitglied werden!

KINOWERKSTATT

Die Kinowerkstatt St. Ingbert ist eine nichtkommerzielle Spielstelle, die sehenswerte aktuelle sowie kulturell und filmgeschichtlich wichtige Filme zeigt.

KONTAKT

Pfarrgasse 49
D-66386 St. Ingbert

Tel: 06894 36821 (Büro)
Mobil: 0176 54461046
Fax: 06894 36880