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Rad der Zeit

(Deutschland 2003), Originaltitel: Wheel of Time) von Werner Herzog - Darsteller: Dalai Lama, Lama Lhundup Woeser, Prädikat: wertvoll -FSK: ohne Altersbeschränkung - Länge: 84 min.

Werner Herzog hat mit seinem Film ein faszinierendes Dokument buddhistischer Traditionen und Weisheiten geschaffen. Die Kamera und mit ihr der Zuschauer blickt dem Dalai Lama erstmals bei einem der wichtigsten buddhistischen Rituale über die Schulter, der Kalachakra Initiation.

Der Stil des Films lehnt sich an die Intensität der Ereignisse an. Seine Perspektive ist nie von außen, sondern immer mitten im Geschehen, nahe an den Menschen und ihrer Kultur. Ohne zu missionieren ist es Herzog gelungen, die Spiritualität und Würde der buddhistischen Gläubigen in Bodh Gaya (Indien), am Berg Kailash (Tibet) und in Graz (Österreich) in farbenprächtige Bilder zu fassen.

RAD DER ZEIT wurde unter der Mitwirkung von seiner Heiligkeit dem XIV. Dalai Lama und in Kooperation mit der Gesellschaft zur Förderung Buddhistischer Werte gedreht. Der Regisseur hat mit einer kleinen Digitalkamera teilweise selbst gefilmt, um das Drehverbot der chinesischen Behörden in Tibet zu umgehen. Drehbeginn war im Januar 2002 in Bodh Gaya. Im Mai 2002 filmte Herzog am Berg Kailash in Tibet und im Oktober des gleichen Jahres in Graz

In dieser vom Dalai Lama unterstützten Dokumentation, beschreibt Werner Herzog die Kalachakra Initiation, eines der wichtigsten buddhistischen Rituale. Weniger genaue Beschreibung einer Religion, ist der Film eher ein gelungener Versuch, die Stimmung bei dem in Indien stattfindenden Ritual einzufangen. Angesichts der Beliebtheit des Dalai Lamas und der Faszination, die von der friedlichen Religion ausgeht, sollte die Dokumentation einigen Zuschauerzuspruch finden.

Werner Herzog selbst hatte, wie er selber zugibt, vor den Dreharbeiten nur rudimentäre Kenntnisse über den Buddhismus. So war er skeptisch, als die buddhistische Gemeinde Graz mit der Bitte an ihn herantrat, eine Dokumentation über die Kalachakra-Initiation zu drehen, die 2002 auch in Graz, und damit zum ersten Mal in Europa, durchgeführt wurde. In der Überzeugung, dass der Buddhismus im Herzen eine asiatische Religion ist und nur im asiatischen Kontext zu verstehen ist, ging Herzog über die ursprüngliche Intention hinaus und stellt die Initiation in Indien in den Mittelpunkt seines Films. In Bodh Gaya, dem Ort an dem der Königssohn Siddharta einst die Erleuchtung fand und zum Buddha wurde, fanden sich im Mai 2002 gut fünfhunderttausend Gläubige zusammen, um der mehrtägigen Zeremonie beizuwohnen. Herzog mischte sich mit seinem Kameramann unter die Pilger und fing sowohl poetische Bilder ein, in denen die Einfachheit des Buddhismus deutlich wird, als auch solche, in denen die Massen der Panik und dem Aufruhr nahe sind. In solchen Momenten, egal ob sie unabsichtlich oder intendiert in den Film eingebaut sind, wird deutlich, dass auch der Buddhismus, wie jede andere Religion, wenn sie zu einem Massenspektakel wird, zu einem riesigen Jahrmarkt, einem durchorganisierten Spektakel wird. Im harten Kontrast dazu steht der Dalai Lama selbst, der in einigen wenigen Interviewsequenzen seine typische lebensfrohe Art zeigt und einige Erklärungen bezüglich der Metaphorik des Rituals beantwortet.

Der Film pendelt zwischen den Initiationen in Indien und Graz, sowie Aufnahmen von einer Pilgerfahrt zu dem für die Buddhisten heiligen Berg Kailash in Tibet. Es gelingt Herzog auch in 'Das Rad der Zeit' in einigen Momenten, jene faszinierende Aura zu erzeugen, eine fast als transzendental zu bezeichnende Stimmung zu schaffen, die seine besten Arbeiten auszeichnet.

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