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Der Sohn von Rambow

Land: Großbritannien | Jahr: 2007 | ca. 95 Minuten | FSK: ab 6 Jahre

Regie: Garth Jennings. Mit Bill Milner, Will Poulter, Jules Sitruk, Jessica Stevenson, Neil Dudgeon, Anna Wing, Ed Westwick, Adam Godley, Adam Buxton.

Der elfjährige Will (Bill Milner), streng gläubig erzogen, wächst in einer Welt auf, in der Filme und Musik verboten sind. Eines Tages tritt der Schulrabauke Lee Carter (Will Poulter) in sein Leben und verändert mit einer Raubkopie von "Rambo" für immer alles. Mit einer Videokamera und Will in der Hauptrolle drehen sie ihre ganz eigene Fassung des Films. Mit wilden Stunts und grenzenloser Fantasie, bedacht darauf, dass ihnen Lehrer und Eltern nicht auf die Schliche kommen, geben sie alles, um am nationalen Filmwettbewerb teilzunehmen....

Keine Frage, Der Sohn von Rambow (Son of Rambow) ist ein Film, den man seinen Kindern auf keinen Fall zeigen möchte. Was, wenn sie anfingen, die halsbrecherischen Stunts der beiden etwa elfjährigen Protagonisten im wirklichen Leben nachzustellen – zum Beispiel die Wilhelm-Tell-Szene samt funktionsfähiger Armbrust? Und befürwortet der Film nicht auch den Abschuss von Vögeln mittels Luftpistole?

Gleichwohl ist dies genau der Film, von dem man unbedingt möchte, dass die eigenen Kinder ihn sehen – denn so komplex und zartfühlend, so witzig und geduldig erscheinen ihre Altersgenossen im Kino nur selten.

Als Will Proudfoot (Bill Milner), der einer fundamentalchristlichen Gemeinde angehört, die Fernsehen verbietet, eines Tages auf dem Flur warten muss, während seine Klasse sich einen Lehrfilm anschaut, trifft er dort auf Lee Carter (Will Poulter), der gerade – wieder einmal – als Störer vom Unterricht ausgeschlossen wurde. Kurz darauf geht ein Aquarium zu Bruch und für die beiden grundverschiedenen Jungen beginnt damit eine seltsame Freundschaft.

Will ist ehrlich und ohne jeden Argwohn seinen Mitmenschen gegenüber. Lee ist ein notorischer Lügner und stiehlt zudem geradezu zwanghaft, wenn auch wohl vor allem aus Langeweile. Sein Traum ist es, einen Film bei einem großen Wettbewerb für Nachwuchsregisseure einzureichen, und in Will hat er einen Partner mit nie nachlassender Begeisterung und nicht immer ganz unschuldiger Phantasie gefunden. In dessen Tagträumen drehen neben fliegenden Hunden auch Jagdflugzeuge ihre Kreise und wühlen Getreidefelder mit Maschinengewehrfeuer auf. Leider feiern Kinderfilme viel zu selten die kreative Kraft kindlicher, anarchischer Lust an Explosionen und Zerstörung.

Der Sohn von Rambow – so heißt auch das Filmprojekt, das die beiden Jungen verfolgen – bezieht seinen Titel natürlich von der von Sylvester Stallone verkörperten Filmfigur Rambo aus First Blood (Rambo: First Blood, 1982). Als illegaler Mitschnitt aus dem Kino ist dies der allererste Film, den der bis dahin ohne Kino und Fernsehen aufgewachsene Will zu sehen bekommt, und er beeindruckt ihn nachhaltig.

In ihrer Nachahmung von Rambos Abenteuern – Will spielt Rambos Sohn, der seinen gealterten Vater aus der Gefangenschaft retten will, was für eine sehr komische Szene in einem Altersheim sorgt – interessieren sich die beiden Jungen weniger für das doch sehr eingeschränkte Männlichkeitsbild von First Blood oder Rambos Konfliktlösungsstrategien. Vielmehr fasziniert sie das Abenteuer und die Möglichkeit, mit ihrem Film etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, das die Grenzen ihres bisherigen Lebens durchbricht. Damit wird die allzu schlichte Furcht, Kinder könnten das, was sie im Kino oder im Fernsehen sehen, zu sehr für bare Münze nehmen, eindrucksvoll entkräftet. Stattdessen zeigt die Coming-of-Age-Story, wie die Protagonisten mit ihrer Begeisterung und durch ihre wachsende Freundschaft hindurch erwachsener werden. Will verliert ein Gutteil seiner Unschuld, wird dafür aber abgeklärter und welterfahrener, während Lee vor allem beginnt, anderen Menschen zu vertrauen. Zum stehlen kommt er gar nicht mehr, dazu ist er viel zu beschäftigt.

„Ein Film voller überbordender Ideen, der die kindliche Einbildungskraft ebenso feiert wie die Fantasiemaschine Kino. Liebevoll und detailgenau inszeniert und ausgestattet, bietet er vergnügliche, hintersinnig-respektlose (Familien-)Unterhaltung.“ – film-dienst 17/2008

 

 

 

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