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Whisky mit Wodka

 

(Deutschland 2009) Regie: Andreas Dresen, mit Henry Hübchen, Corinna Harfouch, Sylvester Groth, Markus Hering, Valery Tscheplanowa, Peter Kurth, Karina Plachetka, Matthias Walter, Kai Börner, Thomas Putensen, (FSK: ab 12 - 104 min.)

Kaum zu glauben, aber wahr: Die Grundidee von „Whisky mit Wodka“ ist von einer wahren Begebenheit inspiriert. 1957 inszenierte Kurt Maetzig einen Film für die DEFA, bei dessen Dreharbeiten der Hauptdarsteller gerne mal einen über den Durst trank. Wie in Dresens Film wurde eine Zweitbesetzung engagiert, um den Darsteller unter Druck zu setzen. Der große DEFA-Regisseur Frank Beyer (Spur der Steine) fungierte bei der Produktion als Regie-Assistent, hielt die Anekdote für einen guten Filmstoff und erzählte sie Wolfgang Kohlhase. Der wiederum trug sie Dresen zu - aus der Anekdote wurden eine Geschichte und schließlich ein Film.

Der Schauspieler Otto Kullberg (Henry Hübchen) ist ein Mann, den die Frauen lieben und die Männer mögen. Gelegentlich trinkt er zu viel. Als er deshalb einen Drehtag seines neuen Films verpatzt und auszufallen droht, wird ein jüngerer Kollege (Markus Hering) engagiert, mit dem alle Szenen zur Sicherheit ein zweites Mal gedreht werden: Leo, der Produzent, will kein Geld verlieren. Otto Kullberg, ein Sprücheklopfer und Mittelpunktmensch, muss seine Rolle im Film behaupten, im Kostüm der 20er Jahre, als Mann zwischen zwei Frauen. Und er versucht, seine Rolle im Leben neu zu verstehen.
Viele Filme zurück gab es eine Liebesgeschichte zwischen Otto und seiner Partnerin Bettina (Corinna Harfouch), die jetzt die Frau des Regisseurs (Sylvester Groth) ist. Geraten Kino und Wirklichkeit durcheinander? Im Duell der Darsteller will keiner verlieren. Alle lieben die Wahrheit und jeder lügt. Man soll übrigens Whisky mit Wodka nicht mischen.

Andreas Dresen ist vor allem für seinen semi-dokumentarischen, improvisierten Stil bekannt und wird reflexartig mit Halbe Treppe assoziiert. Bei genauerem Hinsehen zeichnet sich jedoch ganz deutlich eine auf den ersten Blick unerwartete Vielseitigkeit ab: Nach „Halbe Treppe“ drehte Dresen einen kleinen, lustigen Dokumentarfilm (Herr Wichmann von der CDU), um daraufhin wiederum eine Inszenierungsweise auszuloten, die der von „Halbe Treppe“ völlig gegenläufig ist: Sein Drama Willenbrook mit Axel Prahl ist nach einem minutiös organisierten Drehbuch entstanden und wartet mit komplex arrangierten Bildern auf – von Improvisation keine Spur. Der Folgefilm, Sommer vorm Balkon, stellt dann so etwas wie die Synthese aus Improvisiertem und Inszeniertem dar und kontrastiert darüber hinaus den schweren, eher düsteren „Willenbrook“ mit einer zwar mitunter tragischen, vom Grundton her jedoch beschwingten und komischen Geschichte. Einen Kontrast zu „Sommer vorm Balkon“ baut wiederum Dresens vorvorheriger Film auf: Wolke 9 (Deutscher Filmpreis für die "Beste Regie"). Die viel gelobte Charakterstudie unternimmt wieder dieses „Hereinkriechen in die Realität“ (ein Ausdruck von Dresen selbst), das auch schon „Halbe Treppe“ auszeichnete und ist im Gegensatz zu „Sommer vorm Balkon“ weniger „leicht“ und mehr improvisiert. Der neue Dresen nun, „Whisky mit Wodka“, ist am ehesten mit „Sommer vorm Balkon“ vergleichbar. Und das liegt nicht nur daran, dass der ungeheuer talentierte Wolfgang Kohlhase („Solo Sunny“) erneut das Drehbuch geschrieben hat, sondern vor allem daran, dass wir es wieder mit einer Tragikomödie zu tun haben und wieder mit einem „inszenierten“ Dresen.

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