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Lili Marleen

Land: Deutschland | Jahr: 1980 | ca. 116 Minuten | FSK: ab 12 Jahre

Regie: Rainer Werner Fassbinder, mit Hanna Schygulla, Giancarlo Giannini, Mel Ferrer, Christine Kaufmann, Erik Schumann, Hark Bohm, Gottfried John, Brigitte Mira, Rudolf Lenz, Irm Hermann, Adrian Hoven, Udo Kier, Babara Valentin, Harry Baer. Kamera: Xaver Schwarzenberger

Als Lili Marleen Anfang 1981 in die Kinos kam, reagierte die Kritik alles andere als freundlich. Alte Freunde genauso wie alte Feinde griffen Rainer Werner Fassbinder für die Art an, in der er hier die Nazi-Zeit und einen ihrer Stars, die Sängerin Lale Andersen, die im Film Wilkie Bunterberg heißt, darstellt. Sie warfen ihm vor, sich und seine Ideen vom Kino verkauft zu haben, um sich mit dieser Geschichte für Hollywood zu empfehlen. Das Publikum setzte sich über all diese Angriffe einfach hinweg und machte den Film zu dem Erfolg, den Fassbinders Kritiker wohl befürchtet hatten und den sie zu verhindern hofften.

Im Rückblick, nicht nur auf den Film und das manisch anmutende Werk Fassbinders, sondern auch auf das deutsche Nachkriegskino insgesamt und im besonderen auf die Versuche der filmischen Vergangenheitsbewältigung aus den 90ern wie Aimée & Jaguar, erweist sich Lili Marleen nun gerade aufgrund seines inhaltlichen wie ästhetischen Umgangs mit dem Dritten Reich als einer der faszinierendsten Filme über diese Zeit.

Die Geschichte des berühmten Kriegsliedes "Lili Marleen" wird bei Fassbinder zum geradezu klassischen Melodram von der Unvereinbarkeit von Politik und Privatem, von der Zerstörung der Liebe durch die Macht. Die Kabarett-Sängerin Wilkie Bunterberg (Hanna Schygulla) liebt den reichen, im Untergrund gegen Hitler kämpfenden Juden Robert Mendelsson (Giancarlo Giannini). Als sie plötzlich mit "Lili Marleen" zu einem der größten Stars in Deutschland wird, gerät sie mitten zwischen die Fronten, wird zum Spielball der Nazis wie der Widerstandskämpfer.

Fassbinder erschafft die Welt der späten 30er und der 40er Jahre noch einmal mit den Mitteln des damaligen UFA-Kinos. Das Pathos der NS-Filme lebt hier auf und findet seinen Höhe- und Umschlagpunkt in den Untergangsszenen. Der äußere Krieg an den Fronten im Osten und Westen und der innere gegen alle Gegner des Systems wird zur Götterdämmerung. Eine menschenverachtende, größenwahnsinnige Diktatur stürzt in den Wahnsinn und reißt die Unschuldigen, die Liebenden, mit sich. --Sascha Westphal

"Das Lied kennt jeder, doch die Geschichte kaum jemand."  (Prodzent Luggi Waldleitner) Lale Andersens Lied und Leben inspirierten Rainer Werner Fassbinder zu diesem faszinierenden Melodram. Das Drehbuch entstand unter Verwendung ihres Romans 'Der Himmel hat viele Farben'.
Zürich 1938: Die Liebe zwischen der deutschen Barsängerin Willie und Robert Mendelsson, dem Sohn einer reichen, jüdischen Familie, steht von Anfang an unter einem schlechten Stern: Die Judenverfolgung in Deutschland nimmt immer größere Ausmaße an und es herrscht überall Kriegsstimmung. Robert ist Mitglied einer Untergrundgruppe, die versucht, deutschen Juden bei der Flucht vor dem Nazi-Regime zu helfen. Doch Roberts Vater ist gegen die Beziehung der beiden und er sorgt dafür, dass Willie nach Deutschland abgeschoben wird. Aber sie hat Glück: Ihr Lied "Lili Marleen" wird im Radio gesendet und hat riesigen Erfolg. Willie wird über Nacht zum Star. Während man sie zunehmend in die Propaganda-Aktionen der Nazis einspannt, wird Robert von der Gestapo verhaftet. Mit geheimen Unterlagen über Vernichtungslager, die Willie aus Polen herausschmuggelt, versucht sie nun, Roberts Leben zu retten...
Die ganz eigene Art, mit der Fassbinder das Dritte Reich auch als Showspektakel inszenierte, trug ihm beim Kinostart Kritik ein. Doch genau dies wollte Fassbinder zeigen: Wie nutzte das Dritte Reich Musik- und Showelemente und die damit verbundenen Emotionen zur Verzauberung und Betäubung des ganzen Volkes.

DER SPIEGEL KÜNDIGTE DEN KINOSTART VON FASSBINDERS LILI MARLEEN AUF SEINER TITELSEITE 4/1981 AN.
Lili Marleen bei wikipedia


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