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Süt

Türkei / Frankreich / Deutschland 2008 - Regie: Semih Kaplanoglu - Darsteller: Melih Selçuk, Basak Köklükaya, Riza Akin, Saadet Isil Aksoy, Tülin Özen, Alev Uçarer, Serif Erol, Tansu Biçer, Orçun Köksal - FSK: ab 12 - Fassung: O.m.d.U. - Länge: 102 min.

"Süt" (Milch) ist der zweite Teil der Trilogie über Yusuf, den kleinen sprachbehinderten Jungen aus "Bal", der davon träumt,  Schriftsteller zu werden. Nachdem viele Kinowerkstatt - Besucher "Bal" gesehen haben, lag der Wunsch nahe, die anderen beiden Filme der Trilogie ebenfalls zu sehen - zumal der Regisseur Semih Kaplanoglu eine besondere Filmsprache hat und er in betörenden Bildern und Tönen die Geschichte Yusufs erzählt.
Yusuf, inzwischen Anfang 20, lebt bei seiner Mutter Zehra am Rande einer anatolischen Kleinstadt. Gemeinsam verkaufen sie selbst hergestellte Milchprodukte ihrer beiden Kühe auf dem lokalen Markt: eine harte Arbeit, die wenig einbringt. Zehra verlangt von Yusuf, durch geregelte Arbeit zum gemeinsamen Lebensunterhalt beizutragen. Aber Yusuf kann diesen traditionellen Erwartungen als männliches Familienoberhaupt nicht gerecht werden, da er sich lieber in Tagträumen und Literatur verliert. Als eines seiner Gedichte in einer Literaturzeitschrift veröffentlicht wird, wächst in ihm der Wunsch nach künstlerischer Selbstverwirklichung und Anerkennung. Soll er sich nun an den Mustern der traditionellen patriarchalen Kultur orientieren, oder den modernen Strömungen folgend, eine eigene Haltung entwickeln? Er steht vor Entscheidungen, die sein Leben verändern, ein neues Leben einleiten werden.
Einen Ausweg scheint der Einberufungsbescheid des Militärs anzubieten. Für die Musterung muss Yusuf in die Großstadt fahren. Dort lernt er Semra kennen, die sich auch für Lyrik interessiert.
Es ist nicht leicht, warm zu werden mit diesem Yusuf: Er hat wenige Freunde, ist ein Schweiger, und selbst seiner eher praktisch veranlagten Mutter ein Rätsel. Immerhin hilft er ihr Milch und Käse auszufahren, im nahen Markt zu verkaufen, weil er aber bei jeder Gelegenheit Gedichte schreibt, bleibt er dann doch ein Sorgenkind, zumal er ab und zu epileptische Anfälle bekommt – ein Leiden, das in der Kulturgeschichte schon immer für ein besonderes Verhältnis zu den Göttern stand. Vieles in diesem Film kann in dieser Weise auch auf mindestens einer zweiten Ebene verstanden werden: Die Milch ist eben einerseits das, womit Mutter und Sohn ihr Überleben sichern, aber auch das Symbol der Mutter-Kind-Beziehung schlechthin. Milchartig sieht auch der Schaum aus, der Yusuf bei seinen Anfällen mitunter vor dem Mund steht. Und Milch ist schließlich die Medizin, mit der die Bauern im Ritual zu Beginn die Schlangen aus dem Leib treiben, wie im Bild oben zu sehen.
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