Cannes 2012
ab Jahre
ca. 97 min.
"Moonrise Kingdom"
Andersons Filme sind nostalgisch-skurrile Märchen, die zwar nur an der Oberfläche wie Kinderfilme wirken, aber doch immer leichtfüßig und unterhaltsam daherkommen.
Als Zwölfjähriger hat sich Wes Anderson unsterblich in ein Mädchen verliebt und er hat die passenden Bilder für jenes einschneidende Erlebnis. Sein neuster Film Moonrise Kingdom, der die 65. Ausgabe des Filmfestivals von Cannes eröffnete, darf als das bisher persönlichste Werk des Amerikaners gelten. Auf den ersten Blick ist alles wie gehabt. Ohne Umschweife erkennt man, dass es sich bei dem Werk um einen waschechten Anderson handelt. Die Kamera fährt ganz ohne Schnitt durch die Zimmer eines Familienhauses als wäre es für Puppen und nicht für Menschen. Aus dem Off läuft "A Young Person's Guide to Orchestra" und analysiert den Aufbau eines Stücks der New Yorker Philharmoniker unter der Leitung von Leonard Bernstein. Und so wie ein Orchester aus vielen Instrumentengruppen besteht, wo alle ihren Platz, ihre Rechte und Pflichten haben, so müssen auch die Familienmitglieder miteinander auskommen, um eine Einheit zu bilden. Das ist die Botschaft von Moonrise Kingdom und es ist die Botschaft aller Anderson-Filme: Bitte vertragt euch.
Eine kleine Insel vor der Küste Neuenglands im Sommer 1965: Ausgestattet mit allem, was man zum Überleben in der Wildnis benötigt, büchst der junge Pfadfinder Sam (Jared Gilman) aus dem Sommercamp aus, um mit seiner Freundin Suzy (Kara Hayward) durchzubrennen. Der ganze Ort steht daraufhin Kopf, und eine fieberhafte Suche nach den 12-jährigen Ausreißern beginnt.
An ihr beteiligen sich neben den hysterischen Eltern des Mädchens (Bill Murray, Frances McDormand) auch der Dorf-Sheriff (Bruce Willis), der Oberpfadfinder (Edward Norton) des Ferienlagers und eine überambitionierte Sozialarbeiterin (Tilda Swinton). Je schwieriger sich die von großem Tumult begleitete Aktion gestaltet, desto mehr dämmert allen Beteiligten, dass die Liebe zwischen den flüchtigen Teenies doch wohl sehr groß sein muss.
Wes Anderson, Großmeister des skurrilen Humors, schickt ein beeindruckendes Staraufgebot in schauspielerischer Höchstform auf einen Suchtrip, der von absurder Situationskomik und akuten Nervenzusammenbrüchen begleitet wird, bis eine gefährliche Unwetterfront die erhitzten Gemüter zur Abkühlung zwingt. Aber wer suchet, der findet auch - nicht zuletzt die eigene Beschränktheit und verlorene Träume!


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