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Nach der Revolution

F/Ä 2012. (Original: After the Battle - Baad el Mawkeaa) R: Yousry Nasrallah B: Yousry Nasrallah , Omar Schama K: Samir Bahsan D: Nahed El Sebai, Bassem Samra, Menna Chalaby, Salah Abdallah, Phaedra.


Arabischer Frühling

ab  Jahre
ca. 116 min.


"Nach der Revolution"


Reem (Menna Shalabi) gehört zur wohlhabenden Oberschicht von Kairo, redet gern und viel und engagiert sich für die Rechte von Frauen. Mahmoud (Bassem Samra) versucht seine Frau Fatma (Nahed El Sebaï) und die beiden Söhne als Reiter für Pyramiden-Touristen im Städtchen Nazlet El-Samman durchzubringen. Zwei Welten, die durch den ägyptischen Aufstand gegen Hosni Mubarak 2011 aufeinanderprallen. Denn Reem brennt für die Revolution, Mahmoud dagegen ist auf YouTube als einer der Reiter zu sehen, die in der sogenannten "Kamelschlacht" auf dem Tahrir-Platz gegen die Aufständischen losgehen. Beide nähern sich an und müssen in einer chaotischen Zeit Entscheidungen treffen.

"Der deutsche Titel wäre als "Nach der Schlacht" (Original: "After the battle") nicht nur originalnäher und besser übersetzt gewesen.Nach der Revolution ist schon deshalb falsch, weil der Regisseur Yousry Nasrallah überall sagt, für ihn habe die ägyptische Revolution noch nicht einmal begonnen.

Auch Reem, die weibliche Hauptfigur des Film, sieht bestenfalls Anfänge. Die moderne Ägypterin streitet sich ausführlich mit traditionelleren Frauen um den richtigen inneren Weg nach dem Rücktritt Mubaraks. Sollen sie mit den Islamisten an einer neuen Verfassung arbeiten oder die Frauenfeinde gleich als Revolutionsverräter ausschließen? Sollen sie Staatsfunktionen wie die Versorgung Bedürftiger selbst übernehmen oder Honoratioren aus dem alten Regime überlassen? Und wie gehen sie mit Menschen um, die bei den weltweit beachteten Auseinandersetzungen auf dem Tahrir-Platz nicht immer auf der richtigen Seite waren? Mit Menschen wie Mahmoud etwa, einem stolzen, armen Pferdebesitzer, der früher Touristen um die Pyramiden führte, aber heute kaum mehr das Futter zusammenbekommt. Wie er ritten viele am 2. Februar 2011, aufgestachelt (und bezahlt) von der Regierung, wütend in die Demonstrantenmenge, die sie für Unordnung und Einkommenausfall verantwortlich machten. Der Zwischenfall ging als "Schlacht der Kamele" in die ägyptische Geschichte ein, Verletzte gab es aber fast nur auf Seiten der Angreifer. Die Menge riss sie von ihren Tieren und verprügelte sie schwer.

Seit damals ist Mahmoud nun unbeliebt, bei den Modernen als Konterrevolutionär, bei seinen harten Freunden aber als Schlappschwanz. Deshalb darf er nicht mal mehr am traditionellen Pferdetanz-Wettbewerb teilnehmen, der Heimat seines Stolzes."
(wing auf www.ultimo-bielefeld.de)

..aus dem Interview mit dem Regisseur Yousry Nasrallah.

Die Schauspieler wollten natürlich immer wissen: Wie geht es aus? Für mich ist Kino aber etwas, das immer in der Gegenwart stattfindet, alles andere ist doch langweilig. Schwierig war es vor allem mit den Bewohnern von Nazlet El-Samman. Die waren ein bisschen paranoid am Anfang und dachten, das werde ein Film, der sie als Gegner der Revolution beschuldigt. Aber das war für mich nicht das Thema. Für mich ging es eher um Fragen der menschlichen Würde.

Fehlt im Film etwas, das Sie gerne gezeigt hätten - durch Zensur oder andere Gründe?


Die Zensurbehörden lagen lahm, während wir gedreht haben. Zensur kam diesmal von anderen. Es gibt zum Beispiel eine Szene, wo Reem und Fatma auf dem Tahrir-Platz sind. Als wir dafür mit dem Team angerückt sind, kam gleich die Frage: Habt ihr eine Genehmigung? Ich habe gefragt: Von wem denn? Und sie: Na, von der Polizei? Und das von Leuten, die sich als Revolutionäre bezeichnen! weiter


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