
Goldener Bär der Berlinale
ab Jahre
ca. 141 min.
"Love Streams"

"Man kann einen Cassavetes-Film nicht wirklich zweimal sehen, es ist jedesmal ein anderer... - eine kleine Stimmungsänderung, und man sieht einen gänzlich anderen Film, ein wenig so, wie man in einen Spiegel sieht.", schrieb Georg Seeßlen über die Filme von John Cassavetes.
Geduldig inszeniert, dabei teilweise verstörend und sogar blutig: "Love Streams"! Andererseits aber auch mit lustigen und nachdenklichen Szenen. John Cassavetes spielt fabelhaft den zwiespältigen erfolgreichen Schriftsteller Robert ( schreiben sieht man Ihn nie), der an keiner Frau vorbeigehen kann. Für Jede hat er etwas Charme und Liebe übrig. Ein Lebemann bis in die letzte Pore. Da passen Kinder nicht hinein. Aufregung kommt in sein Haus als sich seine Schwester Sarah bei Ihm einquartiert und alles aufwirbelt.
John Cassavetes - seine Filme: "Faces" und die folgenden sieben Meisterwerke - von "Husbands" bis "Love Streams" - sind getragen von einer Konzeption des Kinos, die ganz und gar vom Schauspieler als lebendigem Wesen mit einer eigenen Wirklichkeit ausgeht. Die Darsteller sind Co-Autoren all dessen, was an Witz und Bitterkeit, Schmerz und Widerstandskraft, an condition humaine in Cassavetes’ Filmen zu erfahren ist. Sie sind seine „Familie“, bestehend aus tatsächlichen und „adoptierten“ Familienmitgliedern, darunter Gena Rowlands (seine Ehefrau seit 1954), Ben Gazzara, Peter Falk, Seymour Cassel und Cassavetes selbst. „There’s no such thing as a 'good actor'”, sagt Cassavetes, „acting is just an extension of life“ - mit all dessen Lücken und „Fehlern“, Stolpern, Flüstern und Schreien.
Seine Filme zeigen sanfte Streuner oder überdrehte Ehemänner, verzweifelte Mittelstandsmenschen, Halbgangster und Schauspieler, „immer am Rande, zwischen der Tragödie und der Groteske, zwischen der Grausamkeit und dem Mitleid, zwischen Gewalt und Zärtlichkeit - eine kleine Stimmungsänderung, und man sieht einen gänzlich anderen Film, ein wenig so, wie man in einen Spiegel sieht“ (Georg Seeßlen).
"Was diese Erfahrungen so intensiv macht", schreibt Anja Streiter, ist „das Ausmaß an Handarbeit, Kopfarbeit und emotionaler Arbeit. Nicht Hardware, nicht Software, sondern Wetware. Blood, Sweat and Tears, guts and nerves, love, hope, ideals. Es ist fast eine Kunst des 19. Jahrhunderts. Durch und durch humanistisch, romantisch, individualistisch. Es ist genau das, was sie für zeitgenössische Amerikaner so verstörend machte“.
Cassavetes - Flyer als pdf
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