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In Zeiten des abnehmenden Lichts

(D 2017, 101 Min.) R: Matti Geschonnek, D: Bruno Ganz, Hildegard, Schmahl, Sylvester Groth, Evgenia Dodina.


ab - Jahre
ca. 101 min.

"In Zeiten des abnehmenden Lichts"

Kaum ein Roman hat die erstarrte Stimmung in der untergehenden DDR besser eingefangen als Eugen Ruges „In Zeiten des abnehmenden Lichts“. Anhand der eigenen Familiengeschichte untersuchte der Autor über vier Generationen hinweg die gescheiterten Hoffnungen und die bittere Wirklichkeit des Sozialismus.

Wer die DDR verstehen will, sollte das Buch lesen oder zumindest den Film ansehen - um anschließend das Buch zu lesen! Beide, sowohl der meisterhafte Roman, der 2011 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, als auch der Film (ausgezeichnet durch das Drehbuch der Drehbuch-Legende seit frühen DEFA-Jahren Wolfgang Kohlhaase) geben darüber Auskunft, warum die Utopie eines idealen Staates gescheitert ist.

Wolfgang Kohlhaase hat den umfangreichen Stoff nun gekonnt in einem Zeitraum von nur wenigen Tagen verdichtet. Und trotz des ernsten Themas über den Untergang eines Staatssystems und somit auch einer Utopie und dem gleichzeitigen, damit zusammenhängenden Zerfasern einer Familie, verstehen es der in der DDR aufgewachsene Regisseur Matti Geschonnek („Boxhagener Platz“) und Kohlhaase, einen hintergründigen Humor in die Geschichte einfließen zu lassen, der die teils überspitzt dargestellten Figuren niemals diffamiert.

Es sind diese blassen Farbtöne: grau, braun, beige – irgendwie erdrückend. Und sie sind überall in der DDR im Herbst 1989. In den Straßen, in den Häusern, auf den Uniformen, und auch in manchen Köpfen. Doch einer scheint über allem zu stehen: Wilhelm Powileit (phantastisch gespielt von Bruno Ganz), altgedienter Kommunist, seitdem er 1952 aus dem mexikanischen Exil zurückkam und die DDR mit aufgebaut hat. Nun wird er 90, und sie werden alle wieder vorbeikommen: der FDJ-Chor und eine Abordnung der nach Poweleit benannten Brigade, der örtliche Abschnittsbevollmächtigte, die Vertreter der Partei und die Stasi.

Hervorragend sind sowohl das sorgfältige Setdesign, als auch die zum großen Teil in der DDR ­sozialisierte Besetzung. Die Fragen, die der konzentriert erzählte und gut besetzte Film stellt, gehen über das Schicksal des Arbeiter- und Bauernstaates hinaus: Wie soll man leben? Wie hält man an den Idealen fest?

Der aufrechte Kommunist Wilhelm Powileit (Bruno Ganz) erlebt zu seinem 90. Geburtstag den Untergang der DDR.



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