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Der Flohmarkt von Madame Claire

Original-Titel: La dernière folie de Claire Darling R: Julie Bertuccelli, B: Julie Bertuccelli, Sophie Fillières mit Catherine Deneuve, Chiara Mastroianni, Alice Taglioni, Laure Calamy, Samir Guesmi.

 

ab  Jahre
 ca. 94 Min.


"Der Flohmarkt von Madame Claire" 


"Julie Bertuccelli hat ihren dritten Spielfilm nach „Seit Otar fort ist“ und „The Tree“ wieder in einem Zwischenreich angesiedelt, zwischen Tag und Traum, Realität und Magie. Claire Darling (Catherine Deneuve) jedoch will endlich Ordnung in ihre Erinnerungen bringen. Das geht nur, indem sie einen radikalen Schnitt vollzieht: Sie will sich von den Erinnerungsstücken trennen, mit denen sie ihr Haus möbliert hat. Aus dem Stehgreif veranstaltet sie einen Trödelmarkt im eigenen Garten, bei dem sie sie zu Schleuderpreisen verscherbelt. Die Antiquitätenhändlerin des Dorfes will das Schlimmste verhindern und alarmiert ihre Tochter Marie (Chiara Mastroianni), die ihre Mutter seit einem Streit vor 20 Jahren nicht mehr gesehen hat. Wird es ihr gelingen, Claire Darling von ihrer letzten Verrücktheit (so lautet der Originaltitel des Films) abzubringen?

Man weiß nicht, ob Madame tatsächlich etwas altersverwirrt ist oder ob sie die anderen nur in diesem Glauben wiegt. Die 75-jährige Deneuve hält es schön in der Schwebe. Sie trägt Blumenkleid und schlohweißes Haar, pariert neugierige Fragen nach dem Flohmarkt mit einem knappen „Nennen Sie es Nervenzusammenbruch“, ist kindlich und weise, töricht und stur.
Adieu, meine Lieben, sagt Madame Claire, für euch fängt jetzt ein neues Leben an. Sie hat geträumt, dass sie sterben wird, noch heute. Also schafft sie mit ein paar jungen Männern all ihre Möbel und Sachen raus in den Garten. In Frankreich ist die Erinnerung nicht selten ein Flohmarkt. Die Leute lieben diese vide-greniers auf den Dörfern in der Provinz, sie kommen von weither, um schöne alte Dinge abzustauben, von privat zu privat. Alles muss raus: Und weil Madame Claire von Catherine Deneuve gespielt wird und die Regisseurin Julie Bertuccelli heißt, geschehen auf diesem Flohmarkt wunderliche Dinge.
Wer ist das Mädchen mit den roten Gummistiefeln auf der Wiese? Ist es Claire als Kind? Ihre Tochter Marie? Eine Chimäre? Die Zeit gerät aus den Fugen: Marie, gespielt von Chiara Mastrioanni, Deneuves Tochter auch im wirklichen Leben, taucht wieder auf. Eine Freundin aus Kindertagen hat sie alarmiert, die beiden machen sich Sorgen um Madame Claire. Seit 20 Jahren haben Mutter und Tochter sich nicht mehr gesehen, getrennt durch Schuld und Schmerz.


Der Plot, frei nach einem in Texas angesiedelten Roman der Amerikanerin Lynda Rutledge. Bertuccelli und ihre Ko-Autorin Sophie Fillières fördert hinter all den Wunderlichkeiten eine Familientragödie zutage, die nach anfänglichen losen Enden und feinen Andeutungen dann doch auserzählt wird – ein Ehedrama, ein Arbeitsunfall, der tragische Verlust eines Sohnes. Mehr und mehr wird der Film von Rückblenden durchsetzt, mit Alice Taglioni als der jungen Madame, mit Rembrandt’schem Chiaroscuro und mit Aussprachen über das, was damals wirklich geschah, im Steinbruch der Familie Darling. So entreißen die Bilder Madame Claire ihr Geheimnis, das sie gleichzeitig so fein zelebrieren.

Eigentlich möchte man ihr einfach nur zuschauen. Wie sie eine Zigarette nach der anderen raucht. Wie sie den Pastor beschwört, er möge die Teufel austreiben. Wie sie die alten Dinge anfasst und in die Ferne schaut. Wie sie Tee kocht, mitten in der Nacht.

Einmal geht sie ins Dorf und fährt Autoscooter auf dem Jahrmarkt. Catherine Deneuve, belle de jour, dreht sich im Kreis, und keiner stört sie dabei."(Christiane Peitz in tagesspiegel.de)


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