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The father (nur im Kino)

Land: Großbritannien, Frankreich | Jahr: 2020 | ca. 97 Minuten | FSK: ab 12 Jahre

Regie: Florian Zeller, Darsteller: Anthony Hopkins, Olivia Colman, Olivia Williams, Mark Gatiss, Imogen Poots, Rufus Sewell

An Bühnen weltweit feierte der französische Autor Florian Zeller mit »The Father« Erfolge. Jetzt hat er sein Stück über den geistigen Niedergang eines alten Mannes für die Leinwand inszeniert, mit dem überragenden Anthony Hopkins in der Titelrolle.

The Father – das wird in diesen Momenten deutlich – erzählt nicht in klassischer Manier von einem Demenzpatienten und seinen engsten Vertrauten, sondern taucht tief in die zunehmend getrübte Wahrnehmung des alten Mannes ein.

"Dass Anthony Hopkins auch im fortgeschrittenen Alter noch zu furiosen Auftritten imstande ist, beweist der 1937 geborene Mime nun in der Bühnenadaption „The Father“ als renitenter, an Demenz erkrankter Rentner, der die Welt um sich herum immer weniger zu fassen kriegt." (Christopher Diekhaus auf kino-zeit.de)

Obschon Zellers Regiedebüt von seiner zentralen Performance lebt, wartet das fast ausschließlich in statischen Einstellungen gedrehte Drama des französischen Dramatikers auch mit filmischen Qualitäten auf, die uns den Geisteszustand des alten Mannes veranschaulichen. Eine besondere Bedeutung kommt Peter Francis‘ ausgeklügeltem Szenenbild zu, das sich in kleinen Details immer wieder ändert. So begreifen wir nach und nach, dass sich im Kopf des Protagonisten verschiedene Orte zu einer Lokalität vermischen. Anthonys wachsende Orientierungslosigkeit drückt sich ferner aus, wenn er Türen in der Wohnung öffnet und durch sie unverhofft einen vollkommen neuen Schauplatz betritt. Nichts ist mehr sicher, alles im Fluss – und gerade darin liegt der Schrecken der Demenz.

Der Film führt uns in ein Labyrinth aus falschen und verdrängten, auch traumatischen Erinnerungen, komplett erfundenen Erlebnissen und löst zum Ende hin nicht alle Unklarheiten auf. Selten zuvor wurde auf der großen Leinwand die Erfahrung eines an Demenz erkrankten Menschen derart konkret und eindringlich geschildert. Was es wirklich heißt, wenn auf einmal Gewissheiten wegbröckeln, wenn einem die Umgebung immer rätselhafter und unbegreiflicher erscheint, wenn kein Halt mehr in Sicht ist, arbeitet The Father mit einer dem Thema angemessenen Feinfühligkeit heraus. Parallel werfen Zeller und Hampton zudem Seitenblicke auf die Kraftanstrengungen, die Angehörige und Pflegepersonal unternehmen. Wie sich aus der Handlung herauslesen lässt, kümmert sich Anne mit großem Einsatz um ihren Vater, gerät dabei aber auch an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.

"Ein versöhnliches Ende kann es da naturgemäß nicht geben. »The Father« ist ein unbarmherzig ehrlicher Film ohne Raum für Sentimentalität, und dass seine Geschichte so alltäglich, so allgegenwärtig ist, macht ihn nicht leichter zu ertragen. Womit er einen aber belohnt, ist eine ungewöhnliche, tatsächlich »bewusstseinserweiternde« filmische Erfahrung und große, bewegende Schauspielkunst." (epdFilm,  Patrick Seyboth)

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