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EO - das Leben aus der Sicht eines Esels (nur im Kino)

EO

Land: Polen/Italien | Jahr: 2022 | ca. 88 Minuten | FSK: ab 12 Jahre

Regie: Jerzy Skolimowski. Drehbuch: Ewa Piaskowska, Jerzy Skolimowski. Darsteller: Sechs graue Esel, Sandra Drzymalska, Mateusz Kosciukiewicz, Tomasz Organek, Isabelle Huppert. Kamera: Michał Dymek. Musik: Paweł Mykietyn

Der Film beginnt während einer Zirkusvorstellung, in der Manege. Der Esel scheint nicht zu wissen, was da mit ihm geschieht, aber er muss die Sache über sich ergehen lassen. Die junge Frau, die ihn die Kunststücke aufführen lässt, ist ihm zärtlich verbunden und versorgt ihn mit Streicheleinheiten und Karotten. Doch die Manege, der Zirkus, das Spektakel, all das gehört ins Reich der Menschen. Er, der Esel namens Eo, kann nichts damit anfangen.

Es gibt heftige Proteste von Tierschützern gegen die Zirkusbetreiber: Der Zirkus geht pleite, Eo wird verkauft, und für das Tier beginnt eine lange und surreale Odyssee, die Jerzy Skolimowski in seinem schönen Film "EO" nachzeichnet.

"Im Film wechselt Eo ein ums andere Mal die Besitzer. Er landet im Stall einer Dressurhalle und bei Tiertherapeuten, wo er Kindern mit Down-Syndrom zum Schmusen dient. Er wird zum Maskottchen eines Fußballklubs, gegnerische Fans prügeln ihn tierkrankenhausreif. Er soll zu Eselsalami verarbeitet werden. Eo durchquert im Laufe seines Eselslebens nicht nur ganz Polen, sondern er reist über die Alpen bis nach Italien. Er gerät an einen sadistischen Tierquäler, aber auch an einen italienischen Priester mit Spielschulden und eine von Isabelle Huppert gespielte Gräfin, die ihn in ihren toskanischen Landsitz aufnehmen.
Der Held will Freiheit - die Liebe der Menschen lässt ihn unbeeindruckt." Philipp Stadelmaier (Süddeutsche Zeitung)

Für Eo könnte da schon das Paradies erreicht sein: Bei warmen Temperaturen im Schatten majestätischer Pinien sorgenfrei auf saftig-grünen Wiesen zu grasen, besser kann man es als Esel kaum treffen. Doch da Eo äußerst freiheitsliebend ist, und ihn die Liebe der Menschen ebenso unbeeindruckt lässt wie die leidvollen Umstände seiner Existenz, wird er auch von dort wieder ausbüxen und stoisch seinem Schicksal entgegentraben, das er mit so vielen anderen Nutztieren unseres Planeten teilt.

Der Film ist eine Hommage an den modernen Kinoklassiker "Zum Beispiel Balthasar" von Robert Bresson aus dem Jahr 1966. Schon Bresson erzählte die Passionsgeschichte eines Esels, wobei das Tier eine wesentlich innigere Beziehung zur weiblichen, damals von Anne Wiazemsky verkörperten Hauptfigur unterhielt, als das in "EO" der Fall ist. Bressons Esel war eine christliche, immer auch menschliches Leid verkörpernde Ikone. Skolimowski hingegen erzählt ganz und gar aus der Perspektive des Tieres.

Skolimowski erforscht die Seele eines Esels. Den Eseln dieser Welt mag das egal sein. Aber es macht uns Zuschauer, zumindest für die Dauer dieses Films, vielleicht zu etwas besseren Menschen.

"Das Leben – ein Eselstraum, könnte man sagen. Oder vielleicht auch: Sind wir nicht alle ein bisschen Eo?"

Trailer

 

 

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