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Die Ermittlung (nur im Kino)

- Die Ermittlung. Oratorium in elf Gesängen -

Land: Deutschland | Jahr: 2024 | ca. 240 Minuten | FSK: ab 12 Jahre

R: RP Kahl. B: Peter Weiss. P: Alexander van Dülmen. K: Guido Frenzel. Sch: Peter R. Adam, Anne Fabini, Christoph Strothjohann. M: Matti Gajek. A: Nina Peller. V: Leonine Distribution. D: Rainer Bock, Clemens Schick, Bernhard Schütz, Arno Frisch, Thomas Dehler, Sabine Timoteo, Christiane Paul, Nicolette Krebitz, Barbara Philipp, Tom Wlaschiha, Karl Markovics, Wilfried Hochholdinger.

RP Kahl verbindet in seiner Kinoadaption von Peter Weiss' Dokumentarstück Filmisches und Theatrales zu einer meisterlichen Darstellung des Systems »Auschwitz« (epd-film.de)

In allen Zeitungen von FAZ, Süddeutsche, NZZ, ZEIT ausgiebig erwähnt und gelobt wird der Film des Monats Juli 2024 "Die Ermittlung" von RP Kahl, basierend auf den Aufzeichnungen von Peter Weiss, der die Gerichtsaussagen im 1965 stattgefundenen Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main in seinem Theaterstück festhielt.

Die Täter, inzwischen (1965) in gut bürgerlichen Berufen wie Versicherungsvertreter, Studienrat oder Universitätsprofessor, werden konfrontiert mit ihren von individuellem Sadismus und Menschenverachtung geleiteten Taten, die sie durchgehend leugneten. Das System von Befehl und Gehorsam benutzten sie, um ihre ganz persönlichen sadistischen Phantasien, die von Zeugen en detail beschrieben werden, auszuleben, ohne nach der persönlichen Verantwortung fragen zu müssen.

Eine Ermittlung, ein gleichermaßen um Fakten wie um persönlichste Erinnerung bemühter Bericht, der keinen Hehl daraus macht, dass er nicht Protokoll, sondern dramaturgisch zugespitzte Collage ist. Ein Text, der zum Ziel hat, so detailreich und schonungslos wie nötig davon Zeugnis abzulegen, was im KZ Auschwitz alltäglich geschah, und der zugleich von der BRD-Gegenwart erzählt, die für so viele weiter läuft, als wäre nichts geschehen. In der sich die Täter zu Opfern stilisieren, hochdotierte öffentliche Ämter bekleiden, von Pflicht und Verjährung schwadronieren.

Zu sehen und zu hören ist die Empörung des Anklägers über die haarsträubenden Behauptungen der Täter, sie hätten nichts von der Endlösung gewusst oder nie einen Mord im Lager begangen. Dies zeigt uns der Film wieder und wieder.

Es ist erstaunlich, dass es dieser reine Dialogfilm - einige bekannte Darsteller und Darstellerinnen sind vorteilhafterweise mit dabei, wie Rainer Bock, Clemens Schick, Bernhard Schütz, Arno Frisch, Thomas Dehler, Sabine Timoteo, Christiane Paul, Nicolette Krebitz, Barbara Philipp, Tom Wlaschiha, Karl Markovics, Wilfried Hochholdinger - ins Kino geschafft hat.

Gerade im Kino kann er seine, den historischen Bühneninszenierungen vergleichbare strenge Zeit- und Raumauffassung ideal einlösen.
Die zerstörerische Macht, die von Worten - von Sprache - ausgehen kann, offenbart sich vor allem in Hassrede und Diffamierungen, vor allem, wenn sie wieder und wieder erklingen. Mit der Zeit werden Hetze und Vernichtungsphantasien zu einer Art von Normalität. So bereiten Worte den Boden für (Menschheits-)Verbrechen, wie sie von 1940 bis 1945 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau begangen wurden.

"Der damalige hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer wollte mit dem Frankfurter Auschwitzprozess eben dieses System der deutschen Öffentlichkeit vor Augen führen. Mit dem Film tritt RP Kahl, wie vorher schon Peter Weiss, in seine Fußstapfen." (Sascha Westphal, epdfilm)

"Die Ermittlung" ist auch für Schulklassen geeignet (kürzere 3-Stunden-Version), da im Gegensatz zu Filmen wie "Zone of interest" keinerlei geschichtliche Vorkenntnisse (was war Auschmitz) notwendig sind, da er ganz allgemein die moralischen Abgründe menschlichen Handelns schildert.

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