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All is lost (nur im Kino)

Land: USA | Jahr: 2013 | ca. 106 Minuten | FSK: ab 12 Jahre

Regie: J. C. Chandor. Drehbuch: J. C. Chandor. Produktion: Neal Dodson, Anna Gerb, Justin Nappi, Teddy Schwarzman. Musik: Alex Ebert. Kamera: Frank G. DeMarco, Peter Zuccarini. Schnitt: Pete Beaudreau. Mit Robert Redford.

All is lost - alles ist verloren. Oder doch nicht.

"All is lost" wurde erstmals am 22. Mai 2013 auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes aufgeführt.

Ein sehr erfahrener Segler (Robert Redford) befindet sich allein auf seiner Yacht inmitten des Indischen Ozeans, als er plötzlich aus dem Schlaf gerissen wird. Ein einsam auf hoher See treibender Container hat sein Boot gerammt, ein "Auffahrunfall" eines Schuh-Containers (manche Mädels hätten da vor Freude geschrien) Das Boot  schwer beschädigt, so dass eine Menge Wasser in das Schiffsinnere eindringt. Der Mann kann das Leck vorübergehend stopfen, jedoch sind das Funkgerät sowie die Navigationseinrichtung nach dem Crash nicht mehr zu verwenden. Als wäre das nicht schon genug, zieht die nächste große Herausforderung in Form eines mächtigen Sturms auf. Der Segler überlebt das Unwetter, aber nach Abklingen des Sturms treibt die Yacht manövrierunfähig auf hoher See. Jetzt gibt es nur noch eine Chance auf Rettung: Irgendwie auf eine der großen internationalen Schiffsrouten zu gelangen und dort von einer Crew entdeckt zu werden. 

Robert Redford liefert eine unglaubliche Leistung ab. Er wirkt authentisch in seiner sprachlosen Verzweiflung. Man möchte ihm zurufen "Du schaffst das". Immer und immer wieder.

"All is lost" ist viel mehr als ein Abenteuerfilm: Es geht um unsere Zivilisation, unser Aufwachen, dass vieles falsch gelaufen ist, um Nachhaltigkeit. In der ersten Phase des Erkennens der Situation, in der er ("Our man") - die Menschheit sich befindet, flüchtet er sich in Routine. In der zweiten Phase hält sich "Unser Mann", wie er im Film genannt wird, an eine neuartige, nicht moderne Ordnung, die auf der Unvermeidlichkeit des Zusammenbruchs beruht. Er beginnt, sich einen alternativen Weg vorzustellen: Er verlässt das teure, spröde Boot mit seiner bequemen Kabine und Hightech-Ausrüstung und setzt sich in das geschmeidige Rettungsfloß, das mit den Wellen rollt. Als er sieht, wie sein Segelboot sinkt, gibt er seine modernen Gewohnheiten und seine modernen Lösungsmethoden auf. In dieser Phase benutzt er wieder vormoderne Navigationsmethoden (den Sextanten) und fertigt eine provisorische Sonne, um das Meerwasser zu entsalzen. Er beginnt, die Dinge anders zu gestalten.

Die Entscheidung für "Nachhaltigkeit" im Verhalten "unseres Mannes" und der Menschheit ist, das Versäumnis anzuerkennen, dass er sich auf einem sinkenden Schiff befindet: "Unser Mann" ist zu einem Gleichnis der späten Moderne geworden! Am Ende greift er zur Beichte zurück; wieder versuchte er “wahr zu sein, stark zu sein, freundlich zu sein, zu lieben, richtig zu sein. ” Aber am Ende scheint er auch zu begreifen, was wir Moderne so langsam erkannt haben —, dass der Kapitalismus, unser Weltsystem, weder Wahrheit, Stärke, Freundlichkeit, Liebe noch Güte besitzt, geschweige denn Gerechtigkeit und Gleichheit.

(Über)Lebt er am Ende? Das bleibt wohl absichtlich offen. In der metaphysischen Deutung ergreift er am Ende die "letzte rettende" Hand (und wird ins Licht gezogen).

Sein Abschiedsbrief.
Es tut mir leid.

Ich weiß, das spielt jetzt keine Rolle mehr. Aber ich meine, ich habe wirklich alles versucht. Ich glaube, ihr würdet mir alle zustimmen, dass ich es versucht habe. Ehrlich zu sein. Und stark zu sein. Gütig zu sein. Und zu lieben. Also das richtige zu tun. Aber das habe ich nicht. Und ich weiß auch, das war euch klar. Jedem auf seine Art. Und es tut mir ehrlich leid.

Alles ist verloren außer Seele und Körper oder was davon auch übrig ist. Und eine halbe Tagesration. Es ist eigentlich unverzeihlich, das weiß ich jetzt. Ich habe keine Ahnung, warum es so lange gedauert hat, das zuzugeben. Aber so war es nun mal. Ich habe bis zum Ende gekämpft. Ich bin nicht sicher, ob das einen Sinn hatte, aber ich weiß, dass ich es getan habe. Ich habe mir immer mehr für euch alle gewünscht. Ihr werdet mir fehlen.

Es tut mir leid.“
 

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