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Der Brutalist (nur im Kino)

- The Brutalist -

Land: Vereinigtes Königreich, USA, Ungarn | Jahr: 2014 | ca. 215 Minuten | FSK: ab 16 Jahre

Regie: Brady Corbet. Drehbuch: Brady Corbet, Mona Fastvold. Mit Adrien Brody: László Tóth. Felicity Jones: Erzsébet Tóth. Guy Pearce: Harrison Lee Van Buren. Joe Alwyn: Harry Lee. Raffey Cassidy: Zsófia. Stacy Martin: Maggie Van Buren.

"Der Brutalist" von Brady Corbet, mit dem Oscar ausgezeichnet, ist einerseits ein Meisterwerk an epischer Erzählkunst, neben der Geschichte der Architektur auch eine Auswanderungsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg: Er erzählt die Geschichte des ungarisch-jüdischen Bauhaus-Architekten László Tóth, der 1947, der zweite Weltkrieg ist seit zwei Jahren vorbei, in die USA auswandert. Die Anfänge im fremden Land gestalten sich aber schwierig. 
Durch Zufall bekommt er die Chance, sich als Architekt zu beweisen und seine minimalistische und moderne Denkweise begeistert die Architekturwelt: Er ist der Brutalist. 
Für den wohlhabenden Industriellen Harrison Lee Van Buren soll er ein Zentrum mit einer Bibliothek, einem Theater, einer Turnhalle und einer Kapelle entwerfen, was wiederum der brutalistischen Idee entspricht. 
Doch was genau ist eigentlich Brutalismus - was bedeutet das Wort "Brutalismus"?

Der Begriff Brutalismus leitet sich vom französischen „béton brut“ ab, was wörtlich „roher Beton“ bedeutet. Sichtbeton prägt die Konstruktionen dieser architektonischen Stilrichtung, die ab den 1950er-Jahren ihre Blütezeit erlebte. Die Bauwerke in diesem Stil wirken massiv und zeichnen sich durch geometrische, oft verschachtelte Formen aus. Die Innenräume sind funktional und auf ihre Nutzung ausgerichtet. 
Obwohl in dem Film kein reines brutalistisches Bauwerk zu sehen ist - im Film sind helle Bauhaus-Gebäude, die der fiktive Architekt László Tóth entwarf, zu sehen. 
Ein rein brutalistisches Bauwerk ist aber ganz in der Nähe zu sehen: Eine Ikone des Brutalismus verbirgt sich ganz in der Nähe im Saarland. Ein bisher unentdecktes Privathaus mit brutalistischer Architektur steht auf dem Dorf und zwar in Mandelbachtal-Heckendalheim. Erbaut wurde es 1966/67 von dem St. Ingberter Architekten und ehemaligen Landeskonservator Johann Peter Lüth, am Ortsrand von Heckendalheim: Ein Gebäude im brutalistischen Stil und eines der wenigen Wohnhäuser, die in Deutschland überhaupt je in Sichtbeton-Bauweise gebaut wurden, und gefühlt das spektakulärste. Heute steht es unter Denkmalschutz.
Damals mit Begeisterung gefeiert - der Brutalismus verbreitete sich schnell weltweit, nicht nur aufgrund der moderaten Kosten des Materials Beton - wurde aber lange Zeit negativ betrachtet. Lange als "Betonmonster" bezeichnet, wurden die brutalistischen Bauwerke wegen ihrer Ästhetik harsch kritisiert. Denn aufgrund ihrer Pragmatik wurde diese Baukunst vor allem mit dem Sozialismus verbunden. Spätestens nach dem Ende der Sowjetunion wurde sie als "totalitäre Architektur" angesehen und war lange negativ behaftet. In den letzten zehn bis zwanzig Jahren erlebt die Ästhetik des Brutalismus jedoch eine Renaissance: Die Bauwerke in diesem Stil wirken massiv und zeichnen sich durch geometrische, oft verschachtelte Formen aus. Die Innenräume sind funktional und auf ihre Nutzung ausgerichtet. "Es ist eine durch und durch ehrliche Architektur", erklärt Oliver Elser, Architekt und Kurator des Deutschen Architekturmuseums. 
Brutalismus ist inzwischen nicht mehr negativ konnotiert: Der Titel des Films könnte somit ein Zeichen dafür sein, dass der Brutalismus mittlerweile wieder spannend klingt und nicht mehr negativ behaftet ist. Womöglich wird auch der Titel "The Brutalist" um den fiktiven Architekten László Tóth (gespielt von Adrien Brody) neue Aufmerksamkeit auf diese umstrittene Stilrichtung lenken. 
Für die Rolle des Architekten erhielt der US-amerikanische Schauspieler Adrien Brody einen Oscar als bester Hauptdarsteller.

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