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2010-08-17

Ein begnadeter Nicht-Schauspieler: Bruno S. gestorben

Werner Herzog entdeckte ihn in 'Bruno, der Schwarze', einer Dokumentation über Berliner Straßenmusiker, und besetzte ihn 1974 vom Fleck weg in der Hauptrolle des Kaspar Hauser in seinem Film "Jeder für sich und Gott gegen alle", wo Bruno S. durch seine sehr eigene Präsenz auf der Leinwand einen großen Eindruck hinterließ.

Später plante Herzog auch, Bruno die Hauptrolle in seiner Verfilmung des Woyzeck (veröffentlicht 1979) von Georg Büchner zu geben, entschied jedoch kurzfristig, dass Klaus Kinski die geeignetere Wahl für diese Rolle sei; als Wiedergutmachung für diese Umbesetzung schrieb Herzog in weniger als einer Woche den Film Stroszek, in dem Bruno die Titelrolle auf den Leib geschrieben war: An der Seite von Eva Mattes spielt er 1976 den Straßenmusiker Bruno Stroszek, der, aus dem Gefängnis entlassen, mit seinem neuen Leben nicht zurechtkommt und in die USA auswandert. Der Film erhielt national und international viel Anerkennung.

Im Jahr 2003 wurde Bruno S. – Die Fremde ist der Tod fertiggestellt. Dieser Dokumentarfilm von Miron Zownir beleuchtet Brunos bewegte Vergangenheit und seinen gegenwärtigen Existenzkampf. In dem Spielfilm Phantomanie (Deutschland, 2009, Regie: Miron Zownir, Musik: Alec Empire) kehrt Bruno S. an der Seite von Hans-Michael Rehberg, Geno Lechner und Natalia Avelon nach langen Jahrzehnten der Vergessenheit wieder auf die Leinwand zurück. In der Rolle des Bruno reflektiert er eiskalte Einsamkeit und Verzweiflung inmitten einer absurden, menschenverachtenden Welt.

Bruno Schleinstein starb am 11. August 2010 im Alter von 78 Jahren in Berlin an Herzversagen.

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"I'm not out to win prizes - that's for dogs and horses."
("Ich bin nicht dafür da, Auszeichnungen zu gewinnen -
die sind für Hunde und Pferde.")

Regisseur Werner Herzog


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