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Fahrenheit 9/11
Land: USA | Jahr: 2004 | ca. 110 Minuten | FSK: ab 12 Jahre
R,B: Michael Moore. K: Mike Desjalais. S: Kurt Engfehr. M: Jeff Gibbs. P: Dog Eat Dog, Wild Bunch.
Michael Moores Dokumentation über die Machenschaften der Bush-Administration changiert zwischen bitterer Polemik und billiger Propaganda. Ein emotional aufputschender, polarisierender Film, der mit „klassischen“ Dokumentarfilm-Regeln bricht, um sein erklärtes politisches Ziel zu erreichen: Bush muss weg!
In "Fahrenheit 9/11" kombiniert Moore ("Roger and me","The big one","Bowling for Colombine") in Erweiterung seiner Meisterschaft Bilder mit Off-Texten, Fakten mit Kommentaren und Meinungen mit Tatsachen. Perfekt montiert in Spannungsbögen und überlegt dosierten Emotionsmomenten baut Moore seine Thesen auf und verknüpft sie zu einem unterhaltenden und gleichwohl schockierenden Dossier über die Beziehungen der Bush-Administration zum Clan der bin-Ladens, den Öl-Multis, dem Nahen Osten, den Wurzeln des Terrors im allgemeinen. Enorm geschickt und ästhetisch auf hohem Niveau geht Moore vor, indem er sich nicht scheut, auch Methoden der Yellow Press-Meinungsmache zu bedienen.
Besonders gut kommt die filmische Stärke bei den bisher nie gesehenen Aufnahmen vom Untersuchungsausschuss zur Wahlauszählung in Florida 2000 vor dem amerikanischen Repräsentantenhaus zum Ausdruck. Die afro-amerikanischen Repräsentant/innen treten eine/r nach dem/der anderen ans Rednerpult, um offiziell Beschwerde über die Unterdrückung der afro-amerikanischen Wähler einzureichen. Eine einzige Senatorenstimme wird zur Durchsetzung ihres Antrags benötigt, doch keiner der Senatoren ist bereit, ihren Antrag zu unterstützen. Moore pointiert in dieser Sequenz die schiere Verzweiflung, die langsam in Wut umschlägt, dramaturgisch sehr geschickt mit einem mäandrierenden Score, der seine emotionale Wirkung nicht verfehlt. Das Emotionale und das Politische gehen in Fahrenheit 9/11 ein gewagtes Bündnis ein.
Das wird besonders augenfällig in der zweiten, emotionaleren Hälfte des Films, in der Moore sich fast komplett zurücknimmt und Lila Lipscomb, die Mutter eines gefallenen Soldaten aus seiner Heimatstadt Flint, als heimliche Hauptfigur einführt. In ihr, einer konservativen Demokratin und ehemaligen Kriegsbefürworterin, hat Moore die ideale Identifikationsfigur für ein geläutertes Amerika gefunden. Und er lässt so lange nicht von ihr ab, bis sie schließlich weinend vor dem Weißen Haus zusammenbricht.
Meine erste wilde Woche mit 'Fahrenheit 9/11'
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