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Rheingold (2022) (nur im Kino)

Land: Deutschland | Jahr: 2022 | ca. 140 Minuten | FSK: ab 16 Jahre

R+B: Fatih Akin. K: Rainer Klausmann. D: Emilio Sakraya, Hussein Eliraqui, Doga Gürer, Julia Goldberg.V: Warner Bros. Pictures.

Erfolgsregisseur Fatih Akin hat die Biografie des Erfolgsrappers Xatar gelesen und einen beeindruckenden Film daraus gemacht. Wenn es nach Akin geht, ein neuer deutscher Mythos.

Das Verrückte: Die Geschichte, die Akin als Jahrzehnte und etliche Länder umfassendes Epos erzählt, hat sich in groben Zügen wie geschildert ereignet. »Rheingold« basiert auf dem autobiografischen Roman »Alles oder Nix« von Giwar Hajabi alias Xatar."(Jens Balkenborg, epdfilm)
Der 1981 im Iran geborene Giwar Hajabi und seine Eltern wurden im Irak als Teil der kurdischen Minderheit vom Regime Saddam Husseins festgenommen und gelangten später über Paris nach Bonn. Hajabi, dessen Vater Komponist ist, lernte Klavier, kam mit Hip-Hop in Berührung, hatte mit Drogen zu tun und zog deshalb nach London. 2009 wurde er zu acht Jahren Haft verknackt, weil er mit Komplizen, verkleidet als Polizisten der Steuerfahndung, Schmuck und Zahngold im Wert von rund 1,7 Millionen Euro aus einem Werttransporter aus Nürnberg erbeutet hat. Er kam aber nach fünf Jahren wieder raus. Heute ist der bullige Mann bekannt als Kopf hinter dem Label »Alles oder Nix Records«, das Rapper wie SSIO oder Schwesta Ewa unter Vertrag hat. Für seine eigenen Alben hat er Songs während der Haft in ein Diktiergerät eingerappt.

»Was für eine irre Biografie!«, muss sich auch Akin gedacht haben. Denn als Sohn zweier Bildungsbürger ist Giwar den Eliten geistig keineswegs fern. Sein Vater war Komponist, der allein schon durch seine Profession den Zorn des Ayatollah-Regimes auf sich zog, Akin inszeniert bildgewaltig, kurz und schmerzvoll. Mitten in einem Konzert metzeln Milizionäre Musiker und Publikum nieder. Seine Mutter wurde zur kurdischen Freiheitskämpferin. Ihm standen ganz andere Wege offen als den meisten Kindern um ihn herum. Er erhält Klavierunterricht, den sich die Eltern vom Mund absparen und für den seine Mutter, nachdem ihr Mann seine Koffer gepackt und die Familie verlassen hat, putzen geht. Dass nicht jeder, der aus einem Problemviertel stammt, später im Leben Probleme bekommt, dafür sind Giwars jüngere Schwester und das Nachbarmädchen Shirin die besten Beispiele.

"Wer sich beim Gedanken an Fatih Akin nur an Filme wie "Im Juli" (2000), "Solino" (2002), "Auf der anderen Seite" (2007), "Soul Kitchen" (2009) oder die Romanverfilmung "Tschick" (2016) erinnert, der wird über den konstanten Wechsel der Tonalität womöglich erschrecken. Akin stand vom Beginn seiner Karriere an aber auch immer für das Rohe, Grobe und Ungefilterte. Dann trafen der Humor, Humanismus und die Hoffnung aus den oben aufgezählten Filmen auf den Exzess und auf Brutalität."

Kritik: "Mit visuell meisterhaft in Szene gesetzten Übergängen, langem Atem und mäandernd erzählt, will Fatih Akin am Ende zu viel. Seinen Mut, der Ausschweifung und Abschweifung zu frönen, muss man aber bewundern. Letzten Endes strebt der Regisseur mit diesem Film nach allem oder nichts und kommt seinem Ziel erstaunlich nahe." (kino-zeit.de)

Siehe auch: Böhmi brutzelt mit Xatar

 

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